MUTTI – MARIA DIRSCHERL

Am 4.3.2017 verstarb meine Mutter Maria Dirscherl, geb. Fischer. Sie war durch ihre Demenz schwer gezeichnet. Wir werden Sie nie vergessen…

 

 

 

 

 

 

 

 

Judith Emma Maria Dirscherl, geb. Fischer wurde am 26.5.1931 in Wiesbaden geboren. Sie war die Tochter des Schneidermeisters Georg Fischer und seiner Frau Eva Fischer und sie wuchs in einem streng katholischen Haushalt mit ihrem geliebten und deutlich früher verstorbenen Bruder Heinz Fischer auf. Während der Hitler-Ära wurde ihr geraten, den Rufnamen auf Maria umzustellen, da Judith zu stark belastet war.

Mit 14 Jahren ging meine Mutter in die Blumenbinder-Lehre. Floristin war ein Beruf, den sie bis zu ihrer Rente ausübte. Mit Anfang 20 heiratete sie meinen Vater Günter Schott, von dem sie ca. 1967 nach einer unglücklichen Ehe wieder geschieden wurde. Es lagen Gründe vor, die es unumgänglich machten und sie starke Gewissenskonflikte wegen ihres Glaubens hatte. Sie fand ihr Glück in  Ludwig Dirscherl, den Sie mit Ende 50/Anfang 60 heiratete und bereits seit 12 Jahren kannte. Leider verstarb er nach 2 Jahren Ehe. Mit ihm verlebte sie viele Stunden auf einen Campingplatz in Hattenheim. Dort hatten sie auch einen Wohnwagen und ein kleines Boot mit dem sie den Rhein rauf und runter schipperten und im Sommer sich in Kroatien aufhielten.

Mit 40 machte sie ihren Führerschein. Ihr erstes Auto war ein Käfer und später war ihr ganzer Stolz ein Volvo.

Meine Mutter war mit Leib und Seele Floristin und arbeitete über viele  Jahre in einer Friedhofgärtnerei in Wiesbaden. Ich denke gerne daran zurück, wie wir für die Weihnachtszeit Kränze und Gestecke zusammen machten.

Unser Haushalt war immer sehr fortschrittlich. So hatten wir als einer der Ersten einen schwarzweiß Fernseher und meine Mutter lud immer zu Ostern zum päpstlichen  Segen Urbi et Orbi die ansässigen Nonnen ein (ich ging damals in einen katholischen Kindergarten, der von Nonnen betreut wurde) und in unserer Küche wurden Stühle aufgestellt und gemeinsam mit den Nonnen und unserer Familie (Mutti, ihre Eltern und ich – mein Vater war evangelisch) nahmen den Segen entgegen.

Sie war sehr fürsorglich und pflegte ihre Eltern, besonders meinen Großvater, der zu Hause an Krebs starb, aufopferungsvoll.

In den Sommerferien war es selbstverständlich, dass ihr einziger Enkel Tobias bei ihr drei bis vier  Wochen unbeschwerten Urlaub erlebte. Sie war eine großartige und großzügige Großmutter, die ihm immer ein Unterhaltungsprogramm bot.
Daneben war ihr gutes Essen bekannt, besonders ihr leckerer Krabbensalat war legendär. Bereits mit 12 Jahren brachte sie mir das Kochen bei, da sie ja den ganzen Tage berufstätig war.

Sie hatte eine liebevolle Art, war beliebt, hilfsbereit, förderte mich (gegen den Willen meines Vaters ging ich auf ein Gymnasium, hier setzte sich meine Mutter gegen meinen Vater  durch).
Ihr liebenswürdiges Wesen behielt sie trotz ihrer schweren Demenz und war auch der erklärte Liebling im Altenheim am Ströhen. Die ersten Zeichen ihrer Demenz begannen vor ca. 14 Jahren. Vor 5 Jahren war ein Leben in der eigenen Wohnung in Wiesbaden auch durch die Unterstützung des Pflegedienstes nicht mehr möglich und ich holte sie nach Steinhagen brachte sie zunächst im Mathias Claudius Haus unter. Später erfolgte der Wechsel in das Pflegeheim am Ströhen, wo sie sich sehr wohl fühlte.

Durch die schwere Demenz-Erkrankung war in den letzten 3 Jahren eine echte Kommunikation nicht mehr möglich, aber sie reagierte auf Zuwendung und körperlichen Kontakt (Streicheln, Drücken, Küsschen geben). Durch ihren Beruf hatte sie auch jetzt immer noch einen starken Bewegungsdrang. Leider fiel sie im letzten Jahr mehrmals und schlug mit dem Kopf auf und hatte Gehirnblutungen.

Meine Vermutung ist, weil sie jetzt ohne erkennbare Zeichen überraschend starb, dass sich ein Gerinnsel gelöst hat und so zu ihrem Tot führte, da sie körperlich doch insgesamt fit war.

Danke Mutti, für alles….